Uraufführung
von Elfriede Jelinek // Fiston Mwanza Mujila
„Ich glaube, die Heimat hat uns fallengelassen, wie so viele andre auch. Wieso wären wir sonst hier?“ Elfriede Jelinek, IN DEN ALPEN
Das Kapruner Bergbahnunglück bleibt eine der größten Katastrophen, die sich in jüngerer Vergangenheit in diesem Land ereignet haben. Niemand wurde bis heute zur Rechenschaft gezogen: Die Schuld wurde dem kleinen Heizlüfter der Firma Fakir zugeschoben, und damit war der Fall abgeschlossen. Ähnliche Leugnung von Haftung und Verantwortung fand auch in der Causa Ischgl statt, die im Frühjahr 2020 entscheidend zur Ausbreitung des Coronavirus in Europa beigetragen hat.
Ausgehend von den tragischen Ereignissen des 11. November 2000 zeichnet Elfriede Jelinek in ihrem kurz darauf entstandenen Stück IN DEN ALPEN ein Panorama der alpenländischen Frühgeschichte hin zur Maschinerie des Massentourismus. Sportfanatismus, nationalistische Heimatideologie und die technische Zähmung der Natur werden durch Stimmen der 155 Todesopfer angeklagt, die mit ihren Plastik-Skianzügen verschmolzen und verbrannt sind. An einer geisterhaften Talstation treffen Figuren aus unterschiedlichen Zeiten aufeinander. Der Berg tritt als Sinnbild menschlichen Größenwahns hervor, alles zu besteigen und zu besiegen, als Aneignung von Landschaften, die mit Seilbahnen und Gondeln bestückt werden.
Die Schweizer Regisseurin Claudia Bossard hat sich bereits für das Kosmos Theater im Jänner 2020 an einem Teil der Alpentrilogie von Elfriede Jelinek, DAS WERK, präzise und humorvoll abgearbeitet. Am Volkstheater führt sie diese Arbeit fort – mit einer zeitgenössischen Umsetzung von IN DEN ALPEN in Kombination mit der Uraufführung eines exklusiv für diese Produktion verfassten Stückes, APRÈS LES ALPES, von Fiston Mwanza Mujila. Der in Graz lebende Autor und Dramatiker schaut auf die koloniale Herkunftsgeschichte des österreichischen Alpenkosmos und geht in einer grotesken Fiktion der Frage nach, was im post-alpinen Zeitalter passieren könnte: Gletscherschmelze und nie mehr Après-Ski? Oder was passiert, wenn plötzlich Rohstoffe im Untergrund der Alpen entdeckt werden? Werden diese dann in ein großes Minenunternehmen umgewandelt, und der Westen schürft für den Globalen Süden? Vom Jelinekschen Prozess gehen die Figuren bei Mujila über in ein globales Tribunal.
Die zwei politisch brisanten und sprachlich virtuosen Stücke IN DEN ALPEN und APRÈS LES ALPES werden als ungewöhnlicher Doppelabend präsentiert.
„Die Alpen haben lange Zeit dazu beigetragen, unsere Vorstellungswelt zu schaffen. Sie aufzulösen bedeutet, tausende von Jahren Geschichte zu verlieren.“ Fiston Mwanza Mujila, APRÈS LES ALPES
Das Kapruner Bergbahnunglück bleibt eine der größten Katastrophen, die sich in jüngerer Vergangenheit in diesem Land ereignet haben. Niemand wurde bis heute zur Rechenschaft gezogen: Die Schuld wurde dem kleinen Heizlüfter der Firma Fakir zugeschoben, und damit war der Fall abgeschlossen. Ähnliche Leugnung von Haftung und Verantwortung fand auch in der Causa Ischgl statt, die im Frühjahr 2020 entscheidend zur Ausbreitung des Coronavirus in Europa beigetragen hat.
Ausgehend von den tragischen Ereignissen des 11. November 2000 zeichnet Elfriede Jelinek in ihrem kurz darauf entstandenen Stück IN DEN ALPEN ein Panorama der alpenländischen Frühgeschichte hin zur Maschinerie des Massentourismus. Sportfanatismus, nationalistische Heimatideologie und die technische Zähmung der Natur werden durch Stimmen der 155 Todesopfer angeklagt, die mit ihren Plastik-Skianzügen verschmolzen und verbrannt sind. An einer geisterhaften Talstation treffen Figuren aus unterschiedlichen Zeiten aufeinander. Der Berg tritt als Sinnbild menschlichen Größenwahns hervor, alles zu besteigen und zu besiegen, als Aneignung von Landschaften, die mit Seilbahnen und Gondeln bestückt werden.
Die Schweizer Regisseurin Claudia Bossard hat sich bereits für das Kosmos Theater im Jänner 2020 an einem Teil der Alpentrilogie von Elfriede Jelinek, DAS WERK, präzise und humorvoll abgearbeitet. Am Volkstheater führt sie diese Arbeit fort – mit einer zeitgenössischen Umsetzung von IN DEN ALPEN in Kombination mit der Uraufführung eines exklusiv für diese Produktion verfassten Stückes, APRÈS LES ALPES, von Fiston Mwanza Mujila. Der in Graz lebende Autor und Dramatiker schaut auf die koloniale Herkunftsgeschichte des österreichischen Alpenkosmos und geht in einer grotesken Fiktion der Frage nach, was im post-alpinen Zeitalter passieren könnte: Gletscherschmelze und nie mehr Après-Ski? Oder was passiert, wenn plötzlich Rohstoffe im Untergrund der Alpen entdeckt werden? Werden diese dann in ein großes Minenunternehmen umgewandelt, und der Westen schürft für den Globalen Süden? Vom Jelinekschen Prozess gehen die Figuren bei Mujila über in ein globales Tribunal.
Die zwei politisch brisanten und sprachlich virtuosen Stücke IN DEN ALPEN und APRÈS LES ALPES werden als ungewöhnlicher Doppelabend präsentiert.
„Die Alpen haben lange Zeit dazu beigetragen, unsere Vorstellungswelt zu schaffen. Sie aufzulösen bedeutet, tausende von Jahren Geschichte zu verlieren.“ Fiston Mwanza Mujila, APRÈS LES ALPES
Besetzung
Regie
Claudia Bossard
Bühne
Elisabeth Weiß
Kostüm
Video und Sound
Annalena Fröhlich
Dramaturgie
Trailer
Pressestimmen
„Die Kopplung von Elfriede Jelineks ‚In den Alpen‘ und Fiston Mwanza Mujilas ‚Après les Alpes‘ verhilft dem Wiener Volkstheater zu einem verdoppelten (Ur-)Aufführungsthriumph. (…) Indem Regisseurin Claudia Bossard mit wenigen, darum umso kräftigeren Bildsignalen arbeitet, haben die Volkstheater-Schauspieler alle Zeit der Welt, den zwischen Spott und Verzweiflung oszillierenden Jelinek-Speech in all seiner Pracht zu entfalten. (…) Es scheint, als ob dieser Gesellschaft nicht mehr zu helfen wäre. Eben deshalb muss sie sich von Autorinnen wie Jelinek oder Mujila ins Gewissen reden lassen. Ein erschöpfender Glücksfall, wie diese wunderbare Aufführung zeigt.“ (Ronald Pohl, Der Standard)
„Köstlich das literarische Duett über den stillen Ort als Erquickungszone, den die grandiose Julia Franz Richter mit dem unterjochten Uwe Robeck zum Besten gibt. Urkomisch, wie Christoph Schüchner im Astronautengewand hanebüchene Wortkaskaden über Männlichkeit deklamiert. Hinreißend singt Nick Romeo Reimann Alpenschwachsinn samt Jodler. Dem Absurden und Verrätselten beider Texte rückt Claudia Bossard mit leichtfüßigem Witz zu Leibe, der das Gesagte nicht zu erklären versucht. Im gleichermaßen deutungsoffenen Bühnenbild von Elisabeth Weiß erlebt man (…) einen vergnüglich-bissigen Abend. (…) Dass der Abend aufgeht, ist das Verdienst von Claudia Bossard und ihren Schauspielern.“ (Thomas Götz, Kleine Zeitung)
„Dem Wiener Volkstheater gelingt (…) ein erfreulich intensiver Abend. Dies ist auch den Darstellerinnen und Darstellern zu verdanken. (…) Bossard hat das alles sehr fein in Szene gesetzt.“ (Peter Jarolin, Kurier)
„Bossard [ist] ein über weite Strecken packender Abend gelungen, der Themen wie Massentourismus, Klimawandel, Kolonialismus, Rassismus und schließlich auch Ischgls Umgang mit der Corona-Pandemie verhandelt.“ (Sonja Harter, APA)
„Vom Bergbahnbrand zum Verschachern der Alpen: Zwei Bergtexte bringen Regisseurin Claudia Bossard und Dramaturgin Jennifer Weiss zusammen. Zu Elfriede Jelineks Theatertext über das Kapruner Gletscherbahnunglück vergaben sie an Fiston Mwanza Mujila einen Stückauftrag. Voilà, ein Gebirgs-Doppel.“ (Martin Lhotzky, nachtkritik.de)
"Tatsächlich fügt sich das Alpendoppel von Jelinek und Mwanza Mujila wunderbar ineinander. Die Strenge von Jelineks Textgeflecht löst sich in Mwanza Mujilas Arbeit auf." (Christine Ehardt, Die Furche)
„Köstlich das literarische Duett über den stillen Ort als Erquickungszone, den die grandiose Julia Franz Richter mit dem unterjochten Uwe Robeck zum Besten gibt. Urkomisch, wie Christoph Schüchner im Astronautengewand hanebüchene Wortkaskaden über Männlichkeit deklamiert. Hinreißend singt Nick Romeo Reimann Alpenschwachsinn samt Jodler. Dem Absurden und Verrätselten beider Texte rückt Claudia Bossard mit leichtfüßigem Witz zu Leibe, der das Gesagte nicht zu erklären versucht. Im gleichermaßen deutungsoffenen Bühnenbild von Elisabeth Weiß erlebt man (…) einen vergnüglich-bissigen Abend. (…) Dass der Abend aufgeht, ist das Verdienst von Claudia Bossard und ihren Schauspielern.“ (Thomas Götz, Kleine Zeitung)
„Dem Wiener Volkstheater gelingt (…) ein erfreulich intensiver Abend. Dies ist auch den Darstellerinnen und Darstellern zu verdanken. (…) Bossard hat das alles sehr fein in Szene gesetzt.“ (Peter Jarolin, Kurier)
„Bossard [ist] ein über weite Strecken packender Abend gelungen, der Themen wie Massentourismus, Klimawandel, Kolonialismus, Rassismus und schließlich auch Ischgls Umgang mit der Corona-Pandemie verhandelt.“ (Sonja Harter, APA)
„Vom Bergbahnbrand zum Verschachern der Alpen: Zwei Bergtexte bringen Regisseurin Claudia Bossard und Dramaturgin Jennifer Weiss zusammen. Zu Elfriede Jelineks Theatertext über das Kapruner Gletscherbahnunglück vergaben sie an Fiston Mwanza Mujila einen Stückauftrag. Voilà, ein Gebirgs-Doppel.“ (Martin Lhotzky, nachtkritik.de)
"Tatsächlich fügt sich das Alpendoppel von Jelinek und Mwanza Mujila wunderbar ineinander. Die Strenge von Jelineks Textgeflecht löst sich in Mwanza Mujilas Arbeit auf." (Christine Ehardt, Die Furche)
Vergangene Termine anzeigen
Wiederaufnahme
Do
21.09.2023
19:30
2 Std.
15 Min.
15 Min.
Mit Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen
Infos unter https://theater4all.at/
Infos unter https://theater4all.at/
EUR 16,–
bis EUR 53,–
Ticketsbis EUR 53,–
Sa
14.10.2023
19:30
2 Std.
15 Min.
15 Min.
EUR 16,–
bis EUR 53,–
Ticketsbis EUR 53,–
Sa
11.11.2023
19:30
2 Std.
15 Min.
15 Min.
EUR 12,–
bis EUR 53,–
Ticketsbis EUR 53,–
So
17.12.2023
19:30
2 Std.
15 Min.
15 Min.
EUR 12,–
bis EUR 53,–
Ticketsbis EUR 53,–
Sa
13.01.2024
19:30
2 Std.
15 Min.
15 Min.
EUR 12,–
bis EUR 53,–
Ticketsbis EUR 53,–