IRRITATIONEN - Stimmen der österreichischen Gegenwartsliteratur

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Mi
16.10.2024
20:00
Musical Guest: Violetta Parisini

Ua
oder
Sie werden dich finden

Roman

„Ich gehe zu Fuß weiter, sehe, wie alles um mich herum blüht und knospt, und spüre, wie anfänglich es sich anfühlt, so unbedarft unterwegs zu sein, so unbelastet von jeglichem Wissen.“

Eine junge Frau wacht neben einem Fremden auf, weiß nicht, wo sie ist, weiß nicht mehr, wer sie ist. Sie hat alles vergessen, was mit ihrem bisherigen Leben zusammenhängt, spürt aber auf Anhieb, dass es sie in die Ferne treibt, und schlägt sich sofort auf die Straße. Sie schnappt sich ein Auto, einen alten Kombi, dessen Schlüssel sie aus der Wohnung des Fremden mitgehen lässt, und macht sich auf den Weg in Richtung eines ungewissen Ziels. Eine mysteriöse Energie, ein innerer Instinkt, treibt sie nach vorn, weist ihr den Weg. Sie kommt nach Berlin und versucht, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Sie streift durch die Straßen einer ewig gezeichneten Stadt, die sich im Umbruch befindet. Da sie kein Gedächtnis hat, keine einstudierte Herangehensweise an den Tag legt, begegnet sie Situationen und Menschen ohne Vorurteil, reagiert auf sie ‚in dem Moment’. Von der Stadt weiß sie nichts, außer das, was ihr durch Erinnerungsfetzen offenbar wird, die immer wieder in ihr aufsteigen, und das, was sie irgendwann gelesen, gehört oder gesehen hat. Überhaupt versucht sie ihr Leben mithilfe von Songtexten, Romanzitaten und Filmszenarien zu enträtseln, die sie als Leitlinien für ihre weitere Vorgehensweise bzw. als Orientierung im Umgang mit anderen benutzt. Sie richtet sich in ihrem Kombi ein, in dessen hinterer Kabine sie ein Lager entdeckt, das mit Bett, Kühlschrank und unzähligen Büchern ausgestattet ist, die ihr helfen werden, ihre eigene Gemütssituation zu analysieren und sich, Schritt für Schritt, eine neue Identität aufzubauen. Sie trifft auf ein junges Mädchen, dessen Namen, Ua, sie sich kurzerhand zu eigen macht. Sie lernt ein schillerndes Paar kennen, Lilith und Alex, das sie einer Gruppe von Leuten vorstellt, die sich wie sie ebenfalls im Transit befinden. Als sie sich in Alex verliebt, erlebt sie Momente des größten Glücks, fühlt sich aber auf einmal verfolgt. Sie durchlebt Rückblenden, die sie nicht auf Anhieb versteht, die aus irgendwelchen früheren Leben herrühren, und trägt dunkle Vorahnungen mit sich herum, m. a. W., hat ununterbrochen ein akutes Gespür dafür, was sie als Nächstes ereilen könnte. Bei aller Euphorie, die mit einem totalen Neuanfang einhergeht, ist ihre Existenz in Berlin, während der sie immer wieder von Zeit- und Erlebnisschnipseln aus anderen bereits vergangenen oder erst zukünftigen Identitätsphasen heimgesucht wird, auch von großen Angstzuständen geprägt, die sie mithilfe der zukunftsträchtigen Atmosphäre, die von der neuen Welt, in der sie sich eingefunden hat, auf sie ausstrahlt, zu entkoppeln versucht. Früher oder später wird sie jedoch ihr bisheriges Leben, vor dem sie sich ganz offensichtlich auf der Flucht befindet, mit aller Vehemenz einholen...

Andreas Schimmelbusch, geboren in Frankfurt am Main, aufgewachsen in den USA. 1992-1995: Studium der Volkswirtschaft und Vergleichenden Literatur, Brown University, Providence, RI. 1995-98: Arbeit an der Wall Street. Erste Schreibversuche, Prosa und Drehbuch. Im Folgenden: Buch und Regie bei den Spielfilmen: „Star! Star!“ (New York, 2000, eingeladen zu: Stockholm Int’l. Film Festival, Palm Springs IFF, Busan IFF), „Aller Tage Abend“ (Berlin, 2005, Achtung Berlin IFF, Ann Arbor IFF), „Willkommen im Klub“ (Berlin, 2014, Warschau IFF, Sao Paolo IFF). 2005-2012: Arbeit als Theaterregisseur an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und am Deutschen Theater, Berlin, u.a. mit dem Stück: „Du verwechselt sogar deine Leben – Ingeborg Bachmann und Max Frisch vernichten sich in der Literatur“ (2010). Prosadebüt: „Habe Nichts Mehr Ausser Mir“ – Stories (2017, dtv, München). 2024: Fertigstellung des Romans: „Ua oder Sie werden dich finden“. 2024-25: Arbeit an dem Stück „I did it, I – A Clash between Sylvia Plath und Ted Hughes“ (Nationaltheater Reykjavik) und dem Spielfilmdrehbuch “Part Of The Night” (AT) für eine skandinavisch-deutsche Ko-Produktion (Ausführender Produzent: Fridrik Thór Fridriksson).
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Mi
23.10.2024
20:00
Toni und Toni entwickelten vor einiger Zeit eine Tanzperformance und standen kurz vor dem großen Durchbruch – bis ein Unfall nach der Generalprobe in einer euphorisierten Nacht in einem Wiener Club alles änderte. Seither suchen die beiden ihren Weg zurück ins gemeinsame Leben.

Toni, ausgebildete Tänzerin, fällt zurück in alte Muster der Selbstverletzung. Sie lebt antriebslos und Serien schauend in den Tag hinein, verlässt nur mehr selten das Bett, während Toni, der Erzähler, sich in Zen-Meditation übt und eine Obsession für buddhistische Lehre und das Erlernen japanischer Schriftzeichen entwickelt. Die gegenseitige Fürsorge und die inneren Konflikte stellen das Paar auf eine schwere Belastungsprobe.

Toni & Toni gleicht einer präzise durchkomponierten Choreografie. Mit seiner überwältigenden, rhythmischen Sprache gleitet der Text elegant zwischen Gegenwart und intensiven Erinnerungsbildern.

Von stillen, beinahe meditativen Schilderungen bis hin zum rauschhaften Ausbruch fängt dieser imposante Debütroman die Leidenschaft, Ekstase und die tiefsitzenden Zerrissenheiten von Toni und Toni ein.

Pressestimmen:

„In einer soghaften und dichten Sprache, die mit wenig Punkten und ohne Absätze auskommt, hat Oravin einen bemerkenswerten Roman über die Liebe in Zeiten des Prekariats geschrieben.“ (Alice Pfitzner, ORF)

„Max Oravins Debütroman beweist, dass er zu den vielversprechendsten literarischen Stimmen der Gegenwart gehört und setzt einen neuen Maßstab für emotionale und sprachliche Raffinesse in der modernen Literatur.“ (Zuckerkick)

„Die Positionierung eines Körpers im Raum, eines Menschen in der Gesellschaft ist die Gemeinsamkeit, die variantenreich durchgespielt wird – einem Musikstück oder einer Choreografie gleich. Toni & Toni schafft es, ein fragiles Gleichgewicht zu halten: Der Text behält seine Fremdheit wie seine Faszination bis zum Schluss.“ (Wolfgang Huber-Lang, APA)

„Kunstvoll geschrieben und spürbar intensiv.“ (Berliner Morgenpost)

„Achronologisch, in Rückblicken und Vorausgriffen, ineinander verwobenen Szenen entfaltet Toni & Toni das Tableau einer dysfunktionalen Liaison. “ (Jan Drees, Deutschlandfunk Büchermarkt)

„Rhythmus und Sound spielen eine wichtige Rolle.“ (Sebastian Fasthuber, Falter)

Max Oravin, geboren 1984, aufgewachsen in Graz, lebt als Schriftsteller und Sound Artist in Wien. Seine audiovisuellen Textperformances wurden auf internationalen Festivals gezeigt (u. a. Meridian Czernowitz, Elevate Festival Graz) und mit zwei Startstipendien für Literatur des Bundeskanzleramtes gefördert (2017, 2019). 2013–2018 war er Teil von Babelsprech, eines Netzwerks junger deutschsprachiger Lyrik. Seine Texte wurden sowohl im deutschsprachigen Original als auch in verschiedenen Übersetzungen in Literaturzeitschriften und Anthologien publiziert, u. a. in Lichtungen, Jenny und Lyrik von Jetzt 3.
Toni & Toni ist sein Debütroman.
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Mi
30.10.2024
20:00
Tamara Štajner liest aus ihrem Debütroman
RAUPENFELL

Georgiana Duchamp, Dobrinka Ljubić und Beatriz Lazar kommen aus verschiedenen Ecken Europas. Ihr gemeinsamer Nenner ist Wien. Dort kreuzen sich ihre Wege, als alle drei in einer gerade äußerst turbulenten Lebensphase vor existenziellen Entscheidungen stehen.
Die Traumata der drei Protagonistinnen in Tamara Štajners Debütroman werden auf heitere Art und Weise zelebriert: Nachdem ihre Mutter mit dem griechischen Sternekoch Vitalis Mylonas durchgebrannt ist und ihr Vater sich in eine Psychiatrie einliefern lässt, flüchtet die Rumänin Georgiana nach Wien. Jetzt ist sie Cellistin bei den Wiener Philharmonikern, sucht ihr Glück aber in Porto. Dobrinkas Eltern schicken ihre Tochter von der behüteten kroatischen Insel Lošinj zur Korrektur ihrer in der Kindheit gebrochenen Nase in die Donaumetropole. Seither hat sie den Wunsch, sich zur medizinischen Kosmetikerin ausbilden zu lassen und einen Schönheitssalon zu betreiben. Als die junge Beatriz zuschauen muss, wie ihre Mutter in einer kleinen Küche im slowenischen Novo mesto vor dampfender Pasta tot umfällt und ihr Vater sich schon längst aus dem Staub gemacht hat, beschließt sie, ein Leben als Pianistin in Wien aufzubauen. Sie landet im Kloster der Salesianerinnen, allerdings läuft auch das nicht ganz nach Plan.
Wem gehört ein Körper, der um viele Herkünfte weiß? Wien, Porto, Ljubljana und zwei Inseln an der ehemals jugoslawischen Adriaküste geben die Kulisse für diesen europäischen Roman, der außergewöhnliche Antworten findet auf das, was es bedeutet, sowohl Leben zu geben als auch selbst lebendig zu sein. Auf zarte und radikale Weise zugleich werden Fragen nach Autonomie, Zugehörigkeit, Mutterschaft, Hingabe und Verlust erkundet.

Tamara Štajner wurde 1987 in Novo mesto, Slowenien, geboren. Mit neunzehn Jahren zog sie nach Wien und schloss ihr Master-Studium im Konzertfach Viola an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ab. Derzeit promoviert sie im Fach Musiktheorie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Sie wirkt in kammermusikalischen Besetzungen in Uraufführungen der Neuen Musik und spielt darüber hinaus in Originalklangorchestern.
Als Performerin war sie u. a. im Wiener MuseumsQuartier, bei Vienna Art Week, in der Wiener Secession, im Kunstraum Niederösterreich zu sehen. Sie leitet regelmäßig interdisziplinäre Workshops, u. a. an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, am Williams College in Massachusetts, usw.
Sie ist Stipendiatin des österreichischen BMKÖS in Bereichen Musik, Performance und Literatur, zuletzt das Jahresstipendium für Literatur (2024/2025).
2020 wurde sie in die Junge Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz aufgenommen, 2022 folgte die Aufnahme in die Gutenberg Akademie.
2022 erschien mit Schlupflöcher ihr erster Gedichtband, Raupenfell ist ihr erster Roman.
Sie wurde als Stipendiatin des 25. Klagenfurter Literaturkurses beim Bachmannpreis 2022 ausgezeichnet. 2024 gewann sie den Lyrikpreis Meran, ebenso 2024 las sie auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant beim Ingeborg-Bachmann-Preis und gewann mit ihrem Text Luft nach unten den Kelag-Preis. Sie lebt und arbeitet in Wien.
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Mi
06.11.2024
20:00
Was ein Gedicht sein kann? Alles. Frieda Paris‘ Debüt NACHWASSER ist durchlässig, tiefschichtig, auffächernd. Hier schreibt eine Schreibende, die den Einflüsterungen ihrer Wortmütter ebenso lauscht wie denen eines Vogels, der auf ihrer Schreibschulter ein Nest gebaut hat. Der Text lässt seine Leserinnen und Leser an der Entstehung eines langen Gedichts teilhaben, nimmt sie mit an den SCHNEIDETISCH, wo alles zusammenfindet: gestrandetes Poesiegut, Tränensalz, Wörter der Kindheit – und Zettelrückseiten aus dem Nachlass der großen Wortmutter Friederike Mayröcker. Unbeirrt legt die Autorin Sätze für sich und die Lesenden auf die Kante des Tischs, hin zu einem einzigen lebenslangen Satz, in der Hoffnung, er möge – irgendwann – auf jemanden zuhalten.

Frieda Paris *1986 in Ulm (D), Dichterin. Lebt in Wien. Dort und in Paris Studium der Theater,- Film- und Medienwissenschaft sowie Sprachkunst. Paris schreibt Lyrik und Hörspiele, immer nah am Material. Zuletzt: HERZBEFELLT, ein Nachrufen (DLF Kultur 2022). Ihr Langgedicht NACHWASSER erschien 2024 (Azur im Verlag Voland & Quist) und ist nominiert für den Österreichischen Buchpreis (Sparte Debüt). Regelmäßig Lesungen und Performances im deutschsprachigen Raum: Zuletzt Der Kreisel - eine interdisziplinäre Umdrehung Kafkas (Künstlerhaus Wien).
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20.11.2024
20:00
Musical Guest: Robert Stadlober

Beteigeuze

Roman

„Mein lieber Schwan, Barbara Zeman kann Sätze schreiben, da hebt es einem den Kehlkopf an. Ein Roman von großer Seele.“ (Clemens J. Setz)

Ein Sprachkunstwerk, aufgespannt zwischen Weltraum und Unterwasserwelt

In einer winzigen blauen Wohnung lebt Theresa Neges. Ihr Name, der übersetzt „Du solltest Nein sagen“ lautet, scheint nicht ohne Einfluss auf ihr Leben. Einen Beruf hat sie nicht, auch kein Geld. Sie hat nur Josef, ihren Freund, und auch den nicht ganz, trotz Liebe. In ihrem großen grauen Mantel läuft Theresa durch Wien. Liegt im Hallenbad auf dem Beckengrund und übt das Luftanhalten, sucht den Schwindel auf einem Karussell. Denn eigentlich möchte sie ins All: leicht sein, schweben. Und Beteigeuze näher sein, dem gleißend roten Riesenstern im Sternbild Orion, dem sie sich seit ihrer Kindheit verbunden fühlt.

Ein poetischer Roman, eigenwillig, bildschön in jedem Satz, mit einer Erzählerin, der man überall hin folgen möchte.

„Dieser Roman ist ein Fest des Schauens, und wem das zu pathetisch klingt, der kann es auch eine Party nennen.“ (Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung über Immerjahn)

Barbara Zeman, geboren 1981 im Burgenland, lebt in Wien. Sie ist Historikerin und hat als Journalistin gearbeitet. 2012 Wartholzpreis, 2019 der Debütroman Immerjahn. Seither zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien. In der Pandemie gründete sie mit Robert Stadlober einen Leseclub; mit Clemens J. Setz macht sie den Podcast ‚Erster Österreichischer Sachbuchpreis‘. Mit einem Auszug aus Beteigeuze war sie 2022 für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert.
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26.11.2024
20:00
Musical Guest: Julia Just

Leseperformance: Josef Kleindienst. Sound: Julia Just.


„Am Ende ist Mein Leben als Serienmörder eine als Kriminalroman verpackte Mediensatire, aber mit einem sehr genauen, bitterbösen Blick für die Ärmlichkeit und Trostlosigkeit unserer digitalen Rollenspielchen.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„Wiener Melancholie prägt den Roman. Die lakonische und witzige, immer auch ironische Icherzählung entwickelt bald einen Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt.“ (Der Tagesanzeiger)

„Das Wechselspiel zwischen virtuellem und realem Leben sorgt für eine atemberaubende Dynamik.“ (Die Presse)

Als der Schriftsteller Konrad Mola am Morgen nach einer durchfeierten Nacht in seiner Wohnung erwacht, kann er sich nicht erinnern, wie er nach Hause gekommen ist. Totales Blackout. Konfrontiert mit der Tatsache, dass in der Nähe der Bar, in der er abgestürzt ist, ein Mord passiert ist, gerät er in einen realen Albtraum und macht sich auf die Suche nach der verlorenen Nacht.

Mein Leben als Serienmörder ist ein rasant-lakonischer Roman über die Frage, welche Abgründe man vor sich selbst verborgen halten kann – atmosphärisch und fesselnd. Ein Psychogramm einer getriebenen Seele.

JULIA JUST(AT)
Der Sound von Julia Just ist eine Verflechtung organischer, atmosphärisch dichter Klanglandschaften mit verschrobenen, subtilen, hallenden und drohnigen Klängen. Mithilfe von Field Recordings, modularen Synthesizern, digitalen Effektketten entstehen eindringliche dystopische Kompositionen an der Schnittstelle von Post Industrial, Dark-Ambient und elektroakustischer Musik.
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