Künstler*innen

Musiker*innen

ARAB STRAP
Der schottischen Slowcore-Band Arab Strap hört man den Einfluss aller drei Meister des düsteren Songwritings an: Leonard Cohen, Nick Cave und Tom Waits. Oft sind die Songs von Arab Strap um wiederkehrende Loops gebaut, denen Produktionselemente hinzugefügt und dann wieder herausgenommen werden, um das Ganze lebendig zu halten.
Ein perfektes Beispiel für ihren Sound ist einer ihrer tollsten Songs THE FIRST BIG WEEKEND: Eine Akustikgitarre plinkert Folksong-artig vor sich hin, darüber wird in einem harten, schottischen Akzent gesungen und gesprochen. Für Nicht-Muttersprachler*innen ist das manchmal nur schwer zu verstehen – unüberhörbar ist aber, dass diese Worte schlau oder mindestens selbstreflektiert sind. Sekunden später setzt der Drumcomputer ein; nicht subtil, sondern mit pochendem 4-on-the-floor-Beat. Nur wenige Männer sind beim Trübsal blasen so sympathisch. Der Albumtitel I’M TOTALLY FINE WITH IT DON’T GIVE A FUCK ANYMORE beruht auf einer Textnachricht, die Aidan Moffat und Malcolm Middleton von ihrem Liveschlagzeuger bekamen.

THE KVB
Das musikalische Zuhause des Duos aus Southampton liegt irgendwo zwischen Shoegaze und Synth-Pop. 2014 produzierten sie in Berlin ihr Debüt mit Anton Newcombe von The Brian Jonestown Massacre. Ihr treibender Sequenzer Sound wird umrahmt von verhalltem Gesang, welcher der Musik eine eher traumhafte Atmosphäre verleiht. Dies kommt bei ihren Liveshows umso mehr zu Geltung durch die von Bandmitglied Kat Day produzierten Videos, die immer Teil ihrer Konzerte sind. Auch Geoff Barrow von Portishead wurde auf die Band aufmerksam und nahm sie bei seinem Label Invada unter Vertrag, wo auch gerade ihre neue Platte TREMORS erschien. Das Cover ziert ein mysteriöses brutalistisches Gebäude, das mit den umgebenden Felsen zu verschmelzen scheint. Ein Bild, das die Musik des Duos ganz gut beschreibt.

ROSA ANSCHÜTZ
Von 2017 bis 2021 lebte die gebürtige Berlinerin in Wien und studierte Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst, wo sie sich mit Klang, Objekten, Film und Fotografie beschäftigte. Hier begann auch ihre musikalische Karriere, als sie 2019 ihre erste EP Rigid veröffentlichte. Ihre Experimente mit modularen Synthesizern, Beats und ihrer hauchigen Stimme führen sie schließlich in die Welt des dunklen Techno, wo sie mit ihrer Platte GOLDENER STROM beim Berliner Label BPitch Control von Ellen Allien landete. Aber Rosa Anschütz hatte sich längst entschieden, sich nicht festlegen zu lassen und sich immer wieder neu zu erfinden. So erinnern die Kompositionen ihres aktuellen Albums INTERIOR eher an die Spätphase der dem DESERTSHORE-Festival namensgebenden Künstlerin Nico, oder an die sakrale Kälte von Soap&Skin mit einer Prise John Carpenter. Ab und zu pluckert auch nochmal ein Synthesizer, aber vom Techno ist sie inzwischen meilenweit entfernt; nur noch in der Ferne ist zu erkennen, wie sie in gleißendem Sonnenlicht durch die staubige, menschenleere Ebene schwebt.

VÍZ
VÍZ ist das experimentelle Soloprojekt der ungarischen siebenbürgischen Sängerin, Komponistin, Performerin und multidisziplinären Künstlerin Réka Csiszér, die ihre Kindheit und Schulzeit in Wien verbrachte. Ihr Werk ist eine Erkundung von Identität, verarbeitetet akustische Grenzklänge, siebenbürgische Folklore, analoge Synthese und Lärm. Das Debütalbum Veils wurde als konzeptionelles Werk zwischen audiovisueller Kunst und Body-Horror-Soundtrack komponiert. Csiszér ist in zahlreichen multidisziplinären Projekten und Kollaborationen aktiv. Ihr Werk besteht aus audiovisuellen Arbeiten, die von avantgardistischen Experimenten und der Erforschung von Zwischenzuständen des Seins geprägt sind.

DAS KINN
Toben Piel ist die eine Hälfte des Frankfurter Musik- und Performance-Duos Les Trucs, deren Konzerte oft auch Interventionen im öffentlichen Raum oder theatrale Inszenierungen sind. Für sein Soloprojekt Das Kinn hat er sich wieder ganz klassisch auf die Bühne zurückgezogen, wo er bei DESERTSHORE in der Roten Bar dem Abend noch einmal einen Schwenk verleihen wird. Seine exzentrische Performance und die Musik erinnern an DAF und Alan Vega von Suicide. Der Blog Off the radar beschreibt ihn so: „Das Kinn klingt am ehesten so wie der Geist von Falco, gefangen in deinem Kleiderschrank, bei seiner täglichen Power Yoga Routine.“

DJ KARL KNALL
Karl Knall durfte bei skug jahrelang Unterricht in Subkultur nehmen, mit der Clubreihe Future Echo und der Plattform TRANSFORMER viele Wien-Debüts und Release-Shows präsentieren und seit 2011 coole Musik von Freund*innen auf Kassetten veröffentlichen. Seine anhaltende Freude darüber schüttet er gerne quer über den Dancefloor.

THE NOTWIST
Es gibt eine Sache, die man über die Münchner Band um die Acher Brüder immer wieder zu hören bekommt: „Sie werden live immer besser und besser!“ Ihr krautiger Indietronic-Sound begeistert weltweit und bleibt sich doch selbst immer treu. Ihre seit Jahren stringente Arbeitsweise kommt vielleicht einem Kollektiv viel näher als zahlreiche Projekte, die dies mit viel Theorieballast vor sich hertragen. Auch in ihrer wirtschaftlichen Handlungsweise bleiben sie der großen Musikindustrie in gesunder Weise fern und arbeiten lieber mit Strukturen, denen sie sich persönlich und künstlerisch verbunden fühlen, und beweisen, dass man auch damit international erfolgreich sein kann. Im besten Sinne verkörpern sie den Typus geerdeter Kosmopoliten.

JOANNA GEMMA AUGURI
Die polnischstämmige Künstlerin war bereits in der ersten Ausgabe des DESERTSHORE-Festivals vertreten. Mit Akkordeon und einer Cellistin bespielte sie den letzten Slot der Roten Bar am Festivalsonntag. Inzwischen ist ihre Platte HIRAETH erschienen, an der sie zwei Jahre gearbeitet hat. Live präsentiert sie eine fünfköpfige Band. Ihre Songs handeln von Verlust und Sehnsucht, und verarbeiten ihre frühen Erfahrungen der Flucht aus Polen in der Zeit des Kriegsrechts unter General Jaruzelski. Über ihren Song WHAT WE CALL LOVE schreibt das amerikanische Onlinemagazin post-punk.com: „The song itself is a masterful blend of sultry tones and seductive melodies, reminiscent of the smoky vocal purrs of Portishead’s Beth Gibbons and the ethereal soundscapes of Cocteau Twins’ Elizabeth Fraser. With its jazzy undertones and a 60s vibe that harks back to the likes of Scott Walker and The Tindersticks, the track weaves a rich tapestry of sound that is both chill-inducing and romantically evocative.“

INSECT ARK
Dana Schechter ist eine alte Bekannte am Volkstheater. Zusammen mit Paul Wallfisch komponierte und performte sie die Musik für DIE POLITIKER unter der Regie von Kay Voges. Seitdem war sie unterwegs auf einer endlosen Welttournee in der aktuellen Besetzung der Band Swans, dessen Sänger Michael Gira in der ersten Ausgabe des DESERTSHORE-Festivals den Saal allein mit seiner Stimme und einer Akustik-Gitarre aus den Angeln hob. Nun ist Dana Schechter zurück in Wien, diesmal mit ihrer eigenen Band Insect Ark. Mit ihrem experimentellen Noise-Sound werden sie den Festivalsonntag in der Roten Bar beschließen.

Videoinstallation BLUE SPELL

Im Mai 2019 bespielte der Videokünstler Lillevan zusammen mit Fennesz den großen Saal des Volkstheaters als Teil der Wiener Festwochen. Seit über 25 Jahren kreiert der weltweit tätige Künstler Bildwelten, sei es als Teil des elektronischen Experimentalduos Rechenzentrum (1997–2008), für den Avantgarde-Pionier Morton Subotnick oder für das Belgische Nationalorchester, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Daneben kuratiert er Festivals in Kolumbien und Kasachstan. Für DESERTSHORE hat er nun die Videoinstallation BLUE SPELL konzipiert. Eine Kombination aus dem Grundthema des Festivals, die Melancholie, und der Doppeldeutigkeit des Wortes „Spell“, welches einerseits als ein magischer Fluch, aber auch als ein psychologischer Zustand von unbestimmter Länge gelesen werden kann.